Apostoloff

Ein politisch unkorrektes Buch – und das in der heutigen Zeit!

Zwei Schwestern auf der Reise durch Bulgarien, die Heimat des Vaters.

Die Reise besteht aus zwei Teilen. Die Leichen von mehreren Exilbulgaren werden auf Kosten eines Millionärs – Tabakoff – in einem Konvoi von Luxuslimousinen von Stuttgart nach Sofia überführt.

‚Dieser von uns so lange übersehene Tabakoff, dieser eigensinnige Mann, dachte sich seinen persönlichen Totenfahrplan aus, wie gewohnt ging er dabei auf eigene Rechnung vor. Es bereitete ihm Vergnügen, alles bis in die kleinste Verzweigung hinein selbst auszuarbeiten. Er bestimmte die Reiseroute, bestimmte die Hotels, die den Troß beherbergen sollten, verhandelte mit Besitzern von Limousinenflotten, verhandelte mit den Behörden in Stuttgart – und schon wieder befällt mich ein Kichern: allein die Vorstellung, wie Tabakoff ins Innere der Stuttgarter Staatskanzlei vordringt, wo er auf den mit spitzen Milchzähnen bewehrten Ministerpräsidenten trifft und den Hochmütigen allmählich in ein zutrauliches Hündchen verwandetl, macht, dass ich mich zappelnd auf die Seite werfe‘

Die beiden Schwestern begleiten die Leiche des Vaters und werden dann von Rumen Apostoloff durch Bulgarien gefahren.

‚Wir, sage ich zu meiner Schwester, sind noch gut davongekommen. Meine Schwester sitzt vorne auf dem Beifahrersitz und schweigt. Nur ein winziges Neigen des Kopfes Richtung Fenster deutet an, daß sie verstanden hat. Sie ist an meine Eröffnungen gewöhnt und weiß, was gemeint ist.

Weg und fort und Ende, sage ich. Ein Vater, der ein Ende macht, bevor er die ganze Familie zermürbt, ist eher zu loben als zu verdammen.‘

Das Buch ist eine Abrechnung mit dem Vater. Es wird nie so richtig offensichtlich, was die Probleme waren, aber der Vater wird nicht vermisst und Bulgarien wird nicht als zweite Heimat empfunden. Im Gegenteil.

Sehr humorvoll geschrieben und lesenswert.

Apostoloff

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